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Das Seminar stellt einige wichtige philosophische Grundfragen an die Demokratie, die in der Moderne fast unhinterfragt zum Modell und Maßstab aller politischen Ordnung geworden ist. Wie verträgt sich der Gedanke der „Volksherrschaft“ mit dem institutionellen Gefüge eines liberalen Rechts- und Verfassungsstaates? Worin unterscheiden sich die Formen der direkten, partizipatorischen, deliberativen und repräsentativen Demokratie? Stehen sich in der Demokratie „Wahrheit“ und „Meinung“, Gleichheit und Freiheit, Menschenrecht und Mehrheitswille unversöhnlich gegenüber? Und: was ist von jenen Thesen zu halten, die mit empirischen oder analytischen Begründungen behaupten, die Demokratie sei im 21. Jahrhundert an ihr Ende gekommen?
Programm:
I.) Sitzung am 30.10.2017: Einführung in das Thema, Organisatorisches, Vergabe der Referate
II.) Sitzung am 6.11.2017: Demokratie und Wahrheit: Die Kritik Platons an der Demokratie Platon, Politeia (Philosophenkönige: Politeia, Buch V, 473b-VI, 504a; Das Höhlengleichnis: Politeia, Buch VII, 514a-521b, 539d-541b)
III.) Block am 13.11.2017 Historisch-Ideengeschichtlicher Teil: Antiker und moderner Demokratiebegriff
1. Aristoteles (Einheit vs. Vielheit), Politik: IV. Buch, Kap. 1-9 und Kap. 14-16; V. Buch, Kap. 5 und 8; VI. Buch, Kap. 1-5. 2. Jean-Jacques Rousseau (Volkssouveränität), Du contrat social: Buch I (ganz); Buch II, Kap. 1-4 und Kap. 6-8 3. Federalist Papers (Gewaltenteilung, Pluralismus und Repräsentation) (Hamilton/Madison/Jay, Die Federalist Papers, Nr. 9, 10, 14, 47, 48, 49, 51, 78) 4. A. de Tocqueville (der „demokratische Mensch“ und das Verhältnis von Freiheit und Gleichheit: Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, Vorbemerkung; I. Teil, Kap 2 (Religion); II. Teil, Kap 1 (Gefahren der Gleichheit); II. Teil, Kap 2 (Individualismus); II. Teil, Kap 4 (das Verhältnis von Gleichheit und Despotismus bzw. Individuum und Kollektiv); IV. Teil, Kap 1 (Problem der Gleichheit und Gefahr der Knechtschaft in der Demokratie); IV. Teil, Kap 6 (Welche Art von Despotismus die demokratischen Nationen zu fürchten haben); IV. Teil, Kap 7-8 (der demokratische Mensch). 5. John Stuart Mill, Considerations on Representative Government (Kapitel 3 und 5)
IV.) Block am 20.11.2017 Grundfragen der modernen Demokratie Zur Einführung: Hans Kelsen, Vom Wesen und Wert der Demokratie.
1. Wahrheit und Mehrheit in der Demokratie Julian Nida-Rümelin, Demokratie und Wahrheit, Kap. 1, München 2006.
2. Partizipatorische Demokratie Carole Pateman, Participation and Democratic Theory, Cambridge 1970, Dritter Abschnitt, S. 45ff., Schlusskapitel.
3. Deliberative Demokratie Jürgen Habermas, Deliberative Politik – ein Verfahrensbegriff der Demokratie. (Kap. VII aus Ders., Faktizität und Geltung, Frankfurt a.M. 1992, S. 349-382)
4. Rechtsstaat und Demokratie: a. Jürgen Habermas, Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie. In: Preuß, Ulrich K. (Hrsg.), Zum Begriff der Verfassung. Die Ordnung des Politischen, Frankfurt a.M. 1994, S. 83-94 b. Ernst-Wolfgang Böckenförde, Ist Demokratie eine notwendige Forderung der Menschenrechte? In: Lohmann, Georg/Gosepath, Stefan (Hrsg.): Philosophie der Menschenrechte, Frankfurt a.M. 1998, S. 233-242
V.) Block am 18.12.2017 „Krise“ der Demokratie?
1. Jean-Marie Guéhenno, Das Ende der Demokratie, München 1996, S. 39-58 („Das Ende der Politik“); S. 155-168 („Die imperiale Gewalt“). 2. Colin Crouch, Postdemokratie, Frankfurt a. M. 2008, Kap. 1 („Was heißt Postdemokratie?“), Kap.4 („Zur Lage der Parteien“) und Kap. 6 („Und jetzt?“) 3. David van Reybrouck, Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist, Göttingen 2016: Kapitel I.1. ("Begeisterung und Mißtrauen", S. 9-13); Kapitel II.4. ("Es liegt an der elektoral-repräsentativen Demokratie", S. 45-66); Kapitel III.1 ("Ein demokratisches Verfahren", S. 67-85); Kapitel III.2. ("Ein aristokratisches Verfahren", S. 86-98); Kapitel IV.5. ("Vorläufiges Plädoyer für ein birepräsentatives System", S. 155-166).
4. Fazit: Stärken und Schwächen der Demokratie
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