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„Demokratie“ bedeutet die „(Selbst-)Herrschaft des Volkes“, worunter man bis in das 19. Jahrhundert (ablehnend) eine Staatsform verstand, in der die „Vielen“ (auch: die „Menge“ oder der „Pöbel“) regieren. Kaum ein Theoretiker oder Praktiker, der diese Staatsform verteidigen wollte, weil man von ihr nur impulsive Debatten, schlechte Entscheidungen, massive Umverteilungen und andere Störungen der gesellschaftlichen Ordnung erwartete. „Freunde der Demokratie“ gab es nur wenige. Heute dagegen gibt es kaum noch jemanden (zumindest im Westen), der gegen diese Staatsform argumentieren würde. Das Seminar soll mit den wichtigsten Stationen der demokratietheoretischen Diskussion (über die Grundprinzipien der „Selbstherrschaft des Volkes“) vertraut machen. Nach einem ideen- und begriffsgeschichtlich angelegten ersten Teil des Seminars sollen in einem zweiten Teil einige der zentralen normativen Fragen der Gegenwart systematisch angegangen werden. Dabei soll der Schwerpunkt der Analyse auf einige kritische Rückfragen an die (repräsentative) Demokratie liegen: Braucht die Demokratie heute mehr direkte Beteiligung der Bürger oder mehr Experten? Kann sie langfristig in die Zukunft reichende Problemlagen verantwortlich händeln oder ist sie zu sehr gegenwartsfixiert? Müssen in demokratischen Prozessen zukünftige Generationen stärker berücksichtigt werden (etwa durch Stellvertreter)? Und: Sind Losverfahren nicht demokratischer als Wahlen?
Zeitplan:
5.5.2025 Einführung (Referate, Organisation, Thema)
12.5.25 „Partizipatorische“ Demokratie Benjamin Barber, Starke Demokratie. Hamburg 1994. Teil II, S. 99-296. Michael Haus, Benjamin Barber: Starke Demokratie (1984). In: Manfred Brocker (Hg.), Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert, Berlin 2018, S. 679-693.
„Deliberative Demokratietheorie“ Jürgen Habermas, Faktizität und Geltung. Frankfurt/M. 1992, Kap. VII+VIII, S. 349-467. Rainer Forst, Jürgen Habermas: Faktizität und Geltung (1992). In: Manfred Brocker (Hg.), Geschichte des politischen Denkens: Ein Handbuch, Berlin 62020, S. 757-773. Dirk Jörke, Das Versprechen der Demokratie und die Grenzen der Deliberation, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft 20:3-4 ,2010, S. 269-290. *Schmidt, Demokratietheorien, aaO., Kap. 14.
19.5. Direkte Demokratie Münch, Ursula u.a. (Hrsg.), Direkte Demokratie. Analysen im internationalen Vergleich, Baden-Baden 2014. Wolf J. Schünemann, Theorie der direkten Demokratie: Was spricht gegen Volksabstimmungen? In: ders., In Vielfalt verneint. Referenden in und über Europa von Maastricht bis Brexit, Wiesbaden 2017, S. 27-50. Silvano Moeckli, So funktioniert direkte Demokratie. utb 2018. Andreas Kost, Direkte Demokratie. Wiesbaden 22013. *Schmidt, Demokratietheorien, aaO., Kap. 20.
Digitale Demokratie Jürgen Habermas, Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit, Berlin 2022. https://degede.de/abc/digitale-transformation-digitalitaet/ Torsten Thiel, https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/politische-bildung-in-einer-digitalen-welt/325148/demokratie-in-zeiten-der-digitalisierung/
26.5. „Epistokratie“ oder die Herrschaft der „Wissenden“ *Jason Brennan, Gegen Demokratie. Warum wir die Politik nicht den Unvernünftigen überlassen dürfen. Berlin 2017. Kap. 2, 3, 6, 8.
2.6. Wählen oder Losen? *David van Reybrouck, Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist. Göttingen 2013, S. 67-171. Hubertus Buchstein, Demokratie und Lotterie: Das Los als politisches Entscheidungsinstrument von der Antike bis zur EU. Frankfurt/M. 2009.
9.6. Pfingsten
16.6. Die Gegenwartsfixiertheit der Demokratie und die Herausforderungen der Zukunft *Peter Graf Kielmansegg, Können Demokratien zukunftsverantwortlich handeln? In: Merkur, Heft 651, 2003, S. 583-594. Manfred G. Schmidt, Zur Zukunftsfähigkeit der Demokratie. In: André Kaiser u.a. (Hg.), Demokratie. Chancen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Münster 2005, S. 70-91. Jonathan Boston/Thomas Stuart, Protecting the Rights of Future Generations. Are Constitutional Mechanisms an Answer? In: Policy Quarterly 11/2, 2015, S. 60-71.
23.6. Wahlrecht für Kinder *Lore Maria Peschel-Gutzeit, Das Wahlrecht von Geburt an: Ein Plädoyer für den Erhalt unserer Demokratie. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 30/2, 1999, S. 556-563. Karl Hinrichs, Do the old exploit the young? Is enfranchising children a good idea? In: European Journal of Sociology 43/1, 2002, S. 35-58. Philippe van Parijs,, The Disfranchisement of the Elderly, and Other Attempts to Secure Intergenerational Justice. In: Philosophy and Public Affairs 27/4, 1998, S. 292-333.
30.6. fällt aus
7.7. Radikale Demokratietheorie *Oliver Flügel-Martinsen/Franziska Martinsen/Martin Nonhoff/Dagmar Comtesse, Radikale Demokratietheorie. Ein Handbuch, Berlin, 2019, S. 457-503. Oliver Flügel-Martinsen, Radikale Demokratietheorien. Zur Einführung. Hamburg 2020.
14.7. Abschlussdiskussion
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